Alle dominikanischen Gemeinschaften stützen sich auf die Ordensregel des Heiligen Augustinus. Im Lauf der dominikanischen Ordensgeschichte haben sich Schwerpunkte entwickelt, die auch für unsere Gemeinschaft und unser Leben maßgeblich sind. Die dominikanische Gemeinschaft in Kirchberg am Wechsel gibt es seit 1999. Sie besteht derzeit aus vier Schwestern.
„Zu allererst sollt ihr einmütig zusammenwohnend, wie ein Herz und eine Seele auf dem Weg zu Gott sein. Denn war das nicht der entscheidende Grund, weshalb ihr euch zum gemeinsamen Leben entschlossen habt?“ (aus der Augustinusregel)
Das „Heil des Menschen mit Leib und Seele“ war das Grundanliegen des Heiligen Dominikus und ist auch heute unser größtes Ziel. Darin sind alle Menschen mit eingeschlossen, unabhängig von Herkunft, sozialer Schicht und religiöser Zugehörigkeit.
Nicht nur in Vorträgen und Religionsunterricht, auch in den Begegnungen und Gesprächen des Alltags versuchen wir, etwas vom Geheimnis Gottes zu vermitteln. Mit unserem Leben als christliche Ordensgemeinschaft möchten wir zeigen, dass Jesus Christus uns auch heute noch Vieles und Wesentliches zu sagen hat.
Gebet und Meditation bilden einen zentralen Bestandteil unseres Lebens. Aus dem Gespräch mit Gott und dem schweigenden Dasein vor Ihm gewinnt unser Tun und Reden Kraft und Richtung.
Um als Dominikanerin glaubwürdig von Gott sprechen zu können, ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Heiligen Schrift und den großen dominikanischen Heiligen notwendig. Eine fundierte Ausbildung und fortwährende Weiterbildung bilden die Voraussetzung, um differenziert zu aktuellen Fragestellungen in Gesellschaft, Politik und Kirche Stellung nehmen zu können.
Die Einhaltung der drei traditionellen Ordensgelübde soll die völlige Bereitschaft für ein Leben im Auftrag/Namen Gottes ermöglichen. Eine besondere Rolle spielt in unserem Orden das Armutsgelübde. Auf der Seite der Armen zu stehen impliziert für uns das Bemühen um einen maßvollen Lebensstil und einen achtsamen Umgang mit den Gütern des täglichen Gebrauchs.
„Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.“
(Meister Eckhart)
Zur Zeit des heiligen Dominikus suchten viele Menschen ihr Glück in extremistischen und fundamentalistischen christlichen Gruppierungen. Dominikus‘ Ziel war es, den Menschen einen Glauben zu vermitteln, der ihnen Antworten auf ihre brennenden Fragen gab und ihnen neue Lebensperspektiven eröffnete.
Jesus Christus und das Evangelium waren für ihn Fundament und Orientierungspunkt seiner Lehre und seiner Entscheidungen. Er legte großen Wert darauf, dass das, was er sagte, mit seinem Leben übereinstimmte und dem Vorbild Jesu Christi entsprach.
Von Anfang gehörten Frauen und Männer gleichberechtigt zu dem von ihm gegründeten Dominikanerorden. Nach einer intensiven Ausbildungsphase schickte Dominikus die Brüder und Schwestern in kleinen Gruppen in sämtliche Länder Europas, dorthin, wo es gerade notwendig war.
„Er war ganz hingegeben an die Sorge für den Nächsten und das Mitleid mit den Armen. Eines auch machte ihn besonderes liebenswert: dass er geraden Weges ging und niemals in Wort und Tat eine Spur von Falschheit zeigte.“
(Jordan v Sachsen über Dominikus)
Die Heilige Katharina gehört zu den großen Mystikerinnen des 15. Jahrhunderts. Als Dominikanerin des 3. Ordens lebte sie in ihrer Familie bzw. alleine, aber in intensivem Kontakt mit dominikanischen Gemeinschaften. Ihr war es ein großes Anliegen, dass die Vertreter der Kirche mit ihrem Verhalten und ihrer Praxis ein authentisches Beispiel für christliches Leben gaben. In diesem Zusammenhang setzte sie sich vehement gegen dekadente Zustände bei Bischöfen und Päpsten und Ordensleuten ein.
So schreibt sie in einem Brief an einen Ordensmann:
„Rotte im Garten der heiligen Kirche die übelriechenden Blumen aus. Sie sind voll Schmutz und Gier und vom Stolz aufgeblasen. Ich meine die schlechten Hirten und Verwalter, die diesen Garten vergiften und vermodern lassen. Pflanzt in diesen Garten Blumen voll Wohlgeruch; Hirten und Verwalter, die wahre Diener Christi sind, die nur Gottes Ehre und das Heil der Seelen suchen und den Armen ein Vater zu sein wissen.“
Von ihr selber wird berichtet, dass sie sich mit allen Kräften für die sozial Bedürftigen engagierte und furchtlos Pestkranke pflegte. Ihre Briefe und spirituellen Schriften ermöglichen uns einen faszinierenden Einblick in ihr Gottes-, Menschen und Weltbild und enthalten feinsinnige Anregungen für das persönliche Leben.
Der Dominikanerorden ist bis heute weltweit präsent.