Liebe Freundinnen und Freunde!
Längst ist der Sommer mit seiner Wärme vorüber und der Alltag mit seinen Mühen und Herausforderungen eingekehrt. Da tut es gut, innezuhalten, zu verweilen, um Atem zu schöpfen und neue Kraft zu sammeln, aber auch um sich die großen Fragen zu stellen wie: Wozu? Für wen? Woraufhin?
Das tägliche Gebet und die regelmäßige Meditation geben uns im Kloster den Rahmen dafür. Wir sind dankbar darüber und freuen uns, wenn sie diesen Schatz mit uns teilen. Indem sie an unseren Gebetszeiten teilnehmen, in einigen Tagen der Stille oder in einem unserer Seminare.
Hier sind dazu einige Vorschläge Für Sie – Von uns – Für die Seele:
Für Sie:
Stressbewältigung durch Achtsamkeit
Fr, 02.11. – So, 04.11.
Mit Karin Würth
Auszeit im Kloster – Tage zum Bei-sich-Sein
Meditative Tanztage
Fr, 23.11. – So, 25.11.
Mit Ulli Bixa
Sakrale Tänze aus aller Welt
Zen Schweigeseminar
Mo, 30.11. – So, 02.12.
Mit Herbert Synek
Werde, der du bist!
Von uns:
Wir begrüßen herzlich Silvia S., die seit September eine Zeit im Rahmen des Ordensjahres mit uns leben, arbeiten und beten wird. Ihr Dasein ist für uns eine Bereicherung.
Der Winter kann kommen: Dank der Finanzierung durch die Diözese Wien wurden zahlreiche Fenster und Türen renoviert. Auch das Garagendach wurde neu gedeckt. Vielleicht bemerken Sie den Unterschied, wenn Sie eine Runde auf dem Kreuzgang machen.
Auch Abschied müssen wir in diesen Monaten nehmen: P Clemens Werle OP und Sr Lucia Lassnig OP sind gestorben. Wir sind dankbar für das, was wir mit ihnen erleben durften, und glauben an ein Wiedersehen in einer neuen Welt.
Für die Seele:
Dominikanische Gestalten von einst für heute XXIX
Dominique Pire OP (*1910 – † 1969, Belgien, Loewen)
Als einziger Dominikaner, der jemals den Friedensnobelpreis erhalten hat, wurde Dominique Pire bekannt. Verliehen wurde ihm die Auszeichnung für die Gründung zahlreicher Projekte, die der Unterstützung von Flüchtlingen dienten. Dominique Pire, der selber im ersten Weltkrieg als Kind aus seinem Heimatdorf fliehen musste, ließ sich vom Schicksal der vielen Vertriebenen, Verschleppten und Zwangsarbeiter bewegen, die in der Nachkriegszeit in Flüchtlingslagern – etliche davon auch in Österreich – unter desaströsen Umständen lebten. Sein Anliegen war es, seelische und materielle Hilfeleistung so zu verbinden, dass beide Aspekte sich gegenseitig ergänzten. Er initiierte ein Patenschaftsprojekt, bei dem Brieffreundschaften geknüpft wurden, die in eine konkrete, der individuellen Situation angepassten Hilfe mündeten. Pire stellte fest, dass besonders für Kinder die menschliche Zuwendung ebenso wichtig war wie die materielle. In persönlichen Begegnungen mit den Flüchtlingen erkennt er, dass er es nicht mit armen, schwachen Menschen zu tun hat, sondern mit „Menschen wie Sie und ich“, mit dem einzigen Unterschied, dass sie entwurzelt von ihrer Familie und ihrem Land waren. So kommt er auf die Idee, „Friedensdörfer“ zu bauen, Siedlungen, in denen den Flüchtlingen nicht nur eine Wohnmöglichkeit, sondern auch Arbeit vermittelt wird. Beides zusammen bildete die Basis, um aus eigener Kraft als gleichwertige Mitglieder in die Gesellschaft hineinzuwachsen. Wie wegweisend Pires Idee war, zeigt sich daran, dass diese Friedensdörfer bis heute existieren. Gleiches gilt für eine zweite Institution, die Université de Paix, eine Friedensuniversität, in der bis heute Kinder, Jugendliche und Erwachsene gelehrt werden, „wie unterschiedliche Menschen in Harmonie zusammenleben können.“
Die Sorge um den Frieden und die Sorge für Flüchtlinge – beide sind heute auf neue Weise wieder Brennpunkte des gesellschaftlichen Diskurses.
Pires Gedanken dazu mögen korrigierend und bestärkend sein:
Gegen den aktuellen Trend spricht sich Pire klar dafür aus, Grenzen zu öffnen, anstatt dicht zu machen:
„Wenn Sie meine Stimme hören, hören Sie die Stimme so vieler Menschen ohne Stimme. Es ist weder das Mitleid noch die Heuchelei um die wir bitten, es ist die Gerechtigkeit und den gegenseitigen Respekt. Unsere unsinnigen Grenzen, unsere Religionskriege, unsere Vorhänge aus Eisen, all dies macht so wenig Sinn gegenüber dem Hunger, den Tränen, dem Tod und so vieler anderer Dinge.“
Dabei verschließt er nicht die Augen vor kulturellen Unterschieden und den daraus resultierenden Herausforderungen:
„Die Menschen sind verschieden voneinander, sehr verschieden sogar. Aber sie sind aufgerufen, in ihren Verschiedenheiten zusammenzuleben. Das, was ich als Ideal des Friedens vorschlage, bedeutet in keinem Fall, dass jeder neutral sein muss, keine Partei nehmen darf, keine Überzeugung haben oder sie nicht zeigen darf. Im Gegenteil, ich glaube an den Weg zu einem Frieden und ich nenne diesen Weg den geschwisterlichen Dialog, der zwischen der Unterdrückung des anderen und der totalen Unterwerfung unter ihn liegt.“
Den Weg zum Frieden sieht Pire in der konkreten Zusammenarbeit verschiedenster Menschen:
„Ich wünsche mir, dass die atheistischen und die gläubigen Humanisten sich besser kennen lernen und zusammenarbeiten. Nur wenn die Menschen zusammenarbeiten an etwas, was dem Menschen zur freien Entfaltung dient, können sie sich verstehen und schätzen lernen. Das Wertvollste, das Höchste im Menschen, ist bei allen Menschen gleich. Ein Atheist und ein Gläubiger sind sich sehr nah, wenn beide sich daransetzen, den Menschen zu helfen, Menschen zu werden.“
Aller Ohnmacht und aller Hilflosigkeit zum Trotz erfährt und erwartet Pire dafür das Wirken und die Hilfe Gottes:
„Ich erwarte jeden Tag Wunder aller Art. Die schönsten sind die der Verständigung. Wenn ich jemanden liebe, dann erhoffe ich von Gott das Wunder der Verständigung. Wenn ich zu helfen beginne, dann erwarte ich ein Wunder, materielle Güter, die wir unbedingt brauchen. Und die Wunder kommen!“